Jeder vierte Mann leidet weltweit an Harnverlust [1]. Was harmlos klingt, hat für Betroffene nicht nur körperliche, sondern auch mentale Auswirkungen. Scham und sozialer Rückzug sind nur zwei davon. Doch die gute Nachricht: Inkontinenz ist behandelbar. Weil wir verstehen, wie stark sich Inkontinenz auf deinen Alltag, deine Unbeschwertheit und dein Wohlbefinden auswirken kann, zeigen wir dir alle Möglichkeiten auf, Inkontinenz in den Griff zu bekommen.

Was ist, wenn ein Mann den Urin nicht mehr halten kann?

Wenn ein Mann den Urin nicht mehr halten kann, spricht man von Inkontinenz. Allerdings gibt es nicht nur eine Form der Inkontinenz. Je nach zugrundeliegender Ursache heißen sie:

1.Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)

2.Harninkontinenz (Urgeinkontinenz)

3.Mischinkontinenz 

4.Überlaufinkontinenz 

5.Funktionelle Inkontinenz 

6.Reflexinkontinenz

7.Vorübergehende Inkontinenz

1. Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)

Belastungsinkontinenz, auch als Stressinkontinenz bekannt, ist eine Form der Harninkontinenz, bei der du unwillkürlich Urin verlierst, wenn sich der Druck auf die Blase erhöht. Das kann zum Beispiel bei körperlicher Anstrengung, Husten, Niesen, Lachen oder anderen Aktivitäten vorkommen, die den sogenannten intraabdominalen Druck erhöhen. Belastungsinkontinenz tritt häufig auf, wenn die Muskeln, die die Harnröhre und die Blase unterstützen (insbesondere die Muskeln des Beckenbodens), geschwächt sind.

Ursachen von Belastungsinkontinenz:

  • Geschwächte Beckenbodenmuskulatur: Schwache Muskeln, zum Beispiel durch den natürlichen Muskelschwund im Alter, können nicht ausreichend stark kontrahieren, um den Urin zu halten.
  • Übergewicht: Übermäßiges Körpergewicht kann zusätzlichen Druck auf die Blase und den Beckenboden ausüben.
  • Chirurgische Eingriffe: Operationen im Beckenbereich, wie eine Prostatektomie, können die Unterstützung der Blase beeinträchtigen.

  • Chronischer Husten: Ständiger Husten, z.B. durch Rauchen oder Lungenerkrankungen, kann die Beckenbodenmuskulatur übermäßig belasten.

2. Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)

Dranginkontinenz, auch als Urgeinkontinenz bezeichnet, ist eine Form der Harninkontinenz, bei der es zu einem plötzlichen, starken Harndrang kommt, der schwer zu kontrollieren ist. Wenn du unter Dranginkontinenz leidest, hast du ganz plötzlich das Bedürfnis, sehr dringend zur Toilette zu müssen. Nicht selten kommt es dabei zum ungewollten Urinverlust. 

Ursachen von Dranginkontinenz

  • Blasenüberaktivität: Die Blasenmuskulatur zieht sich plötzlich und ohne Vorwarnung zusammen, auch wenn die Blase nicht voll ist.
  • Neurologische Störungen: Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfälle oder Rückenmarksverletzungen können die Nervenbahnen beeinflussen, die die Blasenfunktion steuern.
  • Blaseninfektionen: Harnwegsinfektionen oder Blasenentzündungen können zu Dranginkontinenz führen.
  • Blasensteine: Diese können die Blase reizen und plötzlichen Harndrang verursachen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie Entwässerungsmittel, Alpha-Blocker oder Antidepressiva können die Blasenfunktion beeinträchtigen und zu Dranginkontinenz führen.

3. Mischinkontinenz

Die Mischinkontinenz ist eine Form der Harninkontinenz, die sowohl Symptome der Belastungsinkontinenz auch als der Dranginkontinenz aufweist. Du verlierst also Urin bei körperlicher Anstrengung (wie Husten, Niesen oder Sport) und erlebst gleichzeitig plötzlichen, starken Harndrang, den du nur schwer kontrollieren kannst.

Ursachen

  • Schwache Beckenbodenmuskulatur: Nach einer Prostata-OP oder mit zunehmenden Alter kann die Beckenbodenmuskulatur schwächer werden.
  • Überaktive Blasenmuskulatur: Die Blasenmuskulatur zieht sich unwillkürlich zusammen, was plötzlichen Harndrang verursacht.
  • Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Schlaganfall können die Blasensteuerung beeinträchtigen.
  • Blaseninfektionen oder -entzündungen: Diese können sowohl Harndrang als auch Schwäche der Beckenbodenmuskulatur verursachen.

4. Überlaufinkontinenz

Überlaufinkontinenz ist eine Form der Harninkontinenz, bei der es zu einem ständigen oder wiederkehrenden Urinverlust kommt. Der Grund: Die Blase kann nicht vollständig entleert werden. Dies führt zu einem unkontrollierten, kontinuierlichen Urinfluss oder häufigem Tröpfeln.

Ursachen

  • Blasenobstruktion: Eine Blockade oder Verengung der Harnröhre durch Prostatavergrößerung, Harnsteine oder – in seltenen Fällen Tumore – können den Urinfluss behindern.
  • Schwache Blasenmuskulatur: Eine schwache oder beschädigte Blasenmuskulatur kann dazu führen, dass die Blase nicht ausreichend kontrahiert, um sich vollständig zu entleeren.
  • Neurologische Erkrankungen: Krankheiten wie Multiple Sklerose, Diabetes oder Rückenmarksverletzungen können die Nervenbahnen beeinflussen, die die Blasenentleerung steuern.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie Opioide (z.B. Morphin oder Codein) oder Anticholinergika (z.B. zur Behandlung von Asthma oder Allergien) können die Blasenfunktion beeinträchtigen und zu Überlaufinkontinenz führen.
  • Chirurgische Eingriffe: Operationen im Beckenbereich, wie eine Prostatektomie können die Nerven oder Muskeln, die die Blasenfunktion steuern, schädigen.

5. Funktionelle Inkontinenz

Von einer funktionellen Inkontinenz spricht man, wenn die betroffene Person theoretisch physisch und kognitiv in der Lage ist, die Blase zu kontrollieren, aber aufgrund äußerer Faktoren nicht rechtzeitig die Toilette erreicht. Diese Art der Inkontinenz ist nicht durch eine Funktionsstörung des Harntrakts selbst bedingt, sondern durch andere Ursachen, die die Fähigkeit beeinträchtigen, zur Toilette zu gelangen. 

Ursachen

    • Kognitive Beeinträchtigungen: Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer können dazu führen, dass eine Person nicht erkennt, dass sie zur Toilette gehen muss oder nicht in der Lage ist, die Toilette rechtzeitig zu finden.
    • Bewegungseinschränkungen: Krankheiten, die die körperliche Bewegung einschränken, wie Arthritis, Gehbehinderungen, Schlaganfälle oder andere körperliche Beeinträchtigungen können es schwierig machen, eine Toilette rechtzeitig zu erreichen.
    • Umgebungsfaktoren: Hindernisse in der Umgebung, wie eine unzugängliche Toilette, lange Wege zur Toilette oder fehlende Hilfsmittel, können das Erreichen der Toilette erschweren.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie z.B. Muskelrelaxantien, können die Wahrnehmung oder Mobilität beeinträchtigen, was es schwierig macht, rechtzeitig eine Toilette zu besuchen.

6. Reflexinkontinenz

Bei der Reflexinkontinenz ist der normale Kontrollmechanismus der Blasenentleerung gestört, typischerweise aufgrund einer neurologischen Schädigung. Diese Art der Inkontinenz tritt auf, wenn dein normaler Reflex zur Blasenentleerung nicht mehr funktioniert.

Ursachen

  • Rückenmarksverletzungen: Schädigungen des Rückenmarks, z.B. durch Verletzungen durch Unfälle oder degenerative Erkrankungen, können die Nervenbahnen beeinträchtigen, die die Blasenentleerung kontrollieren.
  • Multiple Sklerose: Diese autoimmune Erkrankung kann die Myelinschicht der Nerven im Rückenmark und im Gehirn schädigen, was zu Funktionsstörungen führen kann, die auch die Blasenkontrolle betreffen.
  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann Teile des Gehirns beeinträchtigen, die für die Regulation der Blasenfunktion verantwortlich sind, was zu Reflexinkontinenz führen kann.
  • Neurologische Erkrankungen: Andere neurologische Erkrankungen, wie Parkinson, können ebenfalls die Nervenbahnen beeinflussen, die die Blasenfunktion steuern.

7. Vorübergehende Inkontinenz

Vorübergehende Inkontinenz bezieht sich auf einen Zustand, bei dem es vorübergehend zu unkontrolliertem Urinverlust kommt. Diese ist auf eine spezifische Ursache zurückzuführen und verschwindet wieder, sobald die Ursache behoben ist. Diese Art der Inkontinenz tritt in der Regel plötzlich auf, ohne dass zuvor Anzeichen einer chronischen Blasen- oder Nervenerkrankung vorhanden waren.

Ursachen

  • Harnwegsinfektionen: Eine Infektion der Harnwege kann zu erhöhtem Harndrang und unkontrolliertem Urinverlust führen.
  • Verstopfung: Eine Verstopfung kann den Druck auf die Blase erhöhen und zu unkontrolliertem Urinverlust führen.
  • Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann die Blasenkontrolle vorübergehend beeinträchtigen.
  • Operationen: Chirurgische Eingriffe im Beckenbereich können vorübergehende Störungen der Blasenfunktion verursachen, die sich im Laufe der Zeit normalisieren.
  • Stress oder emotionale Belastungen: Stress und emotionale Belastungen können die Blasenkontrolle vorübergehend beeinträchtigen.

 

Was macht der Urologe bei Inkontinenz?

Zur Behandlung von Inkontinenz untersuchen Urolog:innen deine Symptome, deinen Körper und dein Urin, um die Ursache der Inkontinenz zu diagnostizieren und eine geeignete Behandlung zu planen. Dazu gehören folgende Aspekte:

1.Anamnese (Patientengespräch)

Der Urologe wird dir einige Fragen stellen, zum Beispiel zu:

  • der Häufigkeit und Menge des Urinverlusts
  • den Situationen, in denen der Urinverlust auftritt (z.B. bei körperlicher Anstrengung)
  • der Dauer der Symptome
  • den vorhandenen Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes, neurologische Erkrankungen)
  • deiner Medikamenteneinnahme
  • deinen Lebensstilfaktoren (z.B. Flüssigkeitsaufnahme, Koffein- und Alkoholkonsum)

2.Körperliche Untersuchung

Dein Arzt untersucht selbstverständlich auch deinen Körper, wie z.B. 

  • deinen Bauch und dein Becken
  • deine Blasengröße und -füllung
  • deinen Beckenboden

3.Urinanalyse

Eine Urinanalyse kann Hinweise auf Infektionen, Blut im Urin oder andere Anomalien geben. Dabei werden folgende Parameter untersucht:

  • Leukozyten (Hinweis auf Infektionen)
  • Erythrozyten (Blut im Urin)
  • Proteine und Glukose (Hinweis auf Nierenprobleme oder Diabetes)

4.Blasentagebuch

Es könnte sein, dass du gebeten wirst, ein Blasentagebuch zu führen. Darin wirst du über mehrere Tage hinweg deine Flüssigkeitsaufnahme, Toilettengänge und Episoden von Inkontinenz dokumentieren. Dies hilft dabei, Muster zu erkennen und die Art der Inkontinenz besser zu verstehen.

5.Spezielle Tests und Untersuchungen

Je nach Anamnese und Untersuchungsergebnissen können Urolog:innen spezielle Tests durchführen, wie z.B.:

  • Urodynamische Tests: Diese messen die Blasen- und Harnröhrenfunktion, einschließlich Blasendruck und Harnflussrate.
  • Zystoskopie: Eine visuelle Untersuchung der Blase und Harnröhre mittels eines dünnen, flexiblen Endoskops.
  • Ultraschall: Verfahren mit Bildgebung zur Beurteilung der Nieren, Blase und Prostata.
  • Restharnmessung: Bestimmung der Restharnmenge nach dem Wasserlassen mittels Ultraschall oder Katheterisierung.

Behandlungen von Inkontinenz beim Mann

Du konntest eine Inkontinenz bei dir feststellen? Keine Sorge! Viele der Inkontinenzarten sind reversibel und behandelbar. Je nach Diagnose können folgende Maßnahmen zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome beitragen. 

Beckenbodentraining 

Dein Beckenboden umfasst Muskeln, die den unteren Teil des Beckens umgeben und unterstützen, einschließlich der Blase und des Enddarms. Diese Muskeln spielen eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle deines Harnflusses. Eine der effektivsten Wege, deinen Beckenboden zu stärken, sind die 22-minütigen Sitzungen bei MyPelvi. Der MyPelvi-Stuhl veranlasst mit bis zu 25.000 Magenetimpulsen Muskelkontraktionen, die deine Beckenbodenmuskulatur stärken.

Du wirst diskret und verständnisvoll von geschultem Fachpersonal begleitet, um die Behandlungen so effektiv wie möglich zu gestalten. Du selbst musst dabei nichts weiter tun, außer dich zurückzulehnen! Der Stuhl kann in Alltagskleidung genutzt werden und bedarf keinerlei Anstrengung von deiner Seite. 

Jetzt MyPelvi Probesession vereinbaren

Lebensstil- und Verhaltensänderungen

Einige Verhaltensweisen in deinem Alltag können dazu beitragen, dass deine Inkontinenz verbessert werden kann. Zum Beispiel kann eine Gewichtsreduktion dabei helfen, dass deine Blase entlastet wird. Auch eine Änderung in der Flüssigkeitsaufnahme kann Entlastung mit sich bringen. Es ist zum Beispiel eine gute Idee, auf Koffein und Alkohol zu verzichten. 

Medikamente und chirurgische Behandlungen 

In schwerwiegenden Fällen und nach ärztlicher Beratung können auch Medikamente und operative Eingriffe eine Möglichkeit, Inkontinenz wieder in den Griff zu bekommen. Folgende Möglichkeiten gibt es:

  • Schlingenoperationen (Sling-Operation): Hierbei wird ein Band um die Harnröhre gelegt wird, um sie zu unterstützen und den Urinverlust zu verringern.
  • Künstlicher Schließmuskel: Ein implantiertes Gerät, das die Harnröhre bei Bedarf verschließt.
  • Blasenaugmentation: Chirurgische Vergrößerung der Blase bei schwerer Blasenschwäche.

Kann Inkontinenz wieder verschwinden?

Keine Sorge! Inkontinenz kann in vielen Fällen wieder verschwinden oder zumindest erheblich verbessert werden, abhängig von der Ursache und der Art der Inkontinenz. Selten ist eine Operation nötig, doch in vielen Fällen kann eine Stärkung der Beckenbodenmuskulatur (z.B. mit MyPelvi) bereits erhebliche Erleichterung mit sich bringen. 

Je früher die Inkontinenz diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine Verbesserung oder Heilung. Die Behandlung sollte immer individuell an die spezifischen Bedürfnisse und Ursachen angepasst werden. Hole dir also unbedingt ärztliche Beratung ein, wenn du Anzeichen von Inkontinenz bemerkst.

In vielen Fällen kann eine Kombination aus medizinischer Behandlung, Übungen und Lebensstiländerungen zur Verbesserung der Inkontinenz führen. Es ist wichtig, offen mit den Ärzt:innen über die Symptome zu sprechen und die empfohlene Therapie konsequent zu verfolgen.

 

Referenzen 

1.https://www.essity.de/unternehmen/essentials-initiative/stories/slices-of-life/slice3-keeping-control/managing-incontinence-issues-worldwide/

diese Artikel könnten dir auch gefallen